Die "Alte Dame" ist in den neun Jahren nach dem Wiederaufstieg 1997 sieben Mal unter den ersten Sechs gelandet, in dieser Saison sind die Ziele ähnlich gesteckt, die Ansprüche im Umfeld sind naturgemäß besonders hoch. Der aktuelle Kader hat gute Aussichten, ihnen zu genügen, vereint er doch junge Kräfte mit erfahrenen Recken. "Hertha hat in den letzten Jahren viel in den Nachwuchs investiert, der eine oder andere Spieler tut sich inzwischen hervor", sagt Thomas Schaaf, "Boateng und Dejagah sind da beispielsweise zu nennen. Aber auf der anderen Seite haben sie auch Spieler mit viel Erfahrung wie Friedrich, Simunic und van Burik." Der Mann, auf den sich aber auch Werders Fokus am meisten richten wird, heißt Marko Pantelic. Der Serbe hat bereits neun Saisontore erzielt und führt die Torschützenliste der Bundesliga an. Kurz hinter ihm lauert aber bereits Miroslav Klose. Herthas Trainer Falko Götz vergleicht die Angreifer: "Beide sind Topstürmer in der Liga, auch wenn Klose höher angesiedelt wird, weil er für Deutschland bei der WM gespielt hat. Aber den besseren Lauf hat momentan sicher Marko." Für Thomas Schaaf zählt in Sachen Pantelic allein: "Im Moment macht der einfach die Buden, da müssen wir aufpassen." Obacht gilt auch Yildiray Bastürk, der in dieser Woche nach langer Verletzungspause ins Mannschaftstraining zurückkehrte.
Zwei freie Tage brachten Baumann, Zidan, Owomoyela und Hunt keine Linderung
Alles in allem erwartet Werder ein starker Gast aus Berlin. "Die werden uns alles abfordern, da müssen wir alles aufbieten", sagt Thomas Schaaf, der trotz einer leichten Knöchelblessur von Torsten Frings, auf den Nationalspieler zurückgreifen kann. Am Nachmittag gab der 30-Jährige Entwarnung: "Das ist halb so schlimm. Ich konnte heute voll mittrainieren, das allein zählt." Geschont wird niemand, trotzdem fallen einige Spieler auf Werders Seite aus. Frank Baumann, Mohamed Zidan und Patrick Owomoyela fehlen auch am kommenden Wochenende definitiv, hinter Aaron Hunt steht wegen Knie-Problemen laut Schaaf "ein großes Fragezeichen".
Bei diesen vier Spielern konnte auch die ungewohnte Pause zu Beginn der Woche nichts Linderndes bewirken. "Insgesamt haben uns die zwei trainingsfreien Tage aber sicher gut getan. Das Training zu dosieren und mal die Luft raus zu nehmen war wichtig und sinnvoll." Denn das Heimspiel gegen die Hertha ist auch die Aufgabe, eine Mini-Serie schnellstens zur Episode schrumpfen zu lassen. Denn die letzten beiden Partien gewannen die Berliner in Bremen. 1:0 im April 2005 und gar 3:0 im März dieses Jahres. Falko Götz kommt dank seiner Abwesenheit zwischen 2003 und 2005 sogar auf eine noch bessere Bilanz im Weser-Stadion. Drei Spiele, drei Siege, kein Gegentor. "Macht eure Trikots schmutzig für Falkos weiße Weste", ruft es denn auch aus dem Blätterwald gen Hertha-Team. Doch Thomas Schaaf ist angesichts dieser Tendenzen gewohnt entspannt: "Gut machen können wir das nicht mehr, aber wir können es besser machen." Angst, sagt er noch, habe man vor Hertha trotz der zwei Heimniederlagen zuletzt nicht. Keine Angst zu haben – das könnte man fast einen "Psycho-Vorteil" nennen.
von Enrico Bach