Bei dieser Frage musste Torsten Frings passen. Ganz im Gegensatz zu Bayern-Profi Luca Toni, der bekanntlich angekündigt hatte, halbnackt über den Marienplatz zu laufen, wenn sein Team die Champions League gewinnt, hatte sich der Werder-Profi noch nicht überlegt, wie er denn seiner Freude nach einem Europapokal-Triumpf Ausdruck verleihen würde. "Ich möchte mit Werder erst einmal diese Runde überstehen, danach können wir über alles reden", antwortete er vergnügt. Die Antwort drückte zwei Dinge aus. Werder geht hochkonzentriert, aber auch mit einer gewissen Vorfreude in den dritten Vergleich mit einer italienischen Mannschaft in dieser Saison. "Wir freuen uns sehr auf diese Spiele. Jeder ist sich bewusst, dass wir in den Pokalwettbewerben noch etwas ganz Großes erreichen können. Dafür lohnt es sich, noch einmal alles zu geben." Frings unterstreicht, dass in der gesamten Mannschaft ein gutes Gefühl herrscht. "Außerdem spüren wir, dass wir momentan, in diesen Spielen, in denen es um alles oder nichts geht, ganz gut abschneiden. Wir setzen uns meist nur knapp durch, aber wir waren fast immer die bessere Mannschaft."
Zwei Mal, gegen Inter und den AC Mailand, haben sich die Grün-Weißen knapp durchgesetzt und jetzt soll der dritte italienische Streich folgen. Die Aussichten dafür sind gut, glaubt Torsten Frings. "Ich bin sehr optimistisch, wir sind zum ersten Mal in diesen deutsch-italienischen Vergleichen in diesem Jahr der Favorit."
Selbst die Erinnerungen an das letzte völlig kuriose Heimspiel vor vier Jahren, in dem den Italienern drei Tore in sechs Minuten gelangen, trüben Frings' Aussichten nicht. "Im Gegenteil, die Erinnerungen sind positiv, weil wir gewonnen haben. Dass wir in so kurzer Zeit drei Treffer bekommen, wird uns morgen nicht passieren. Solche Aussetzer werden wir uns nicht mehr leisten. Wir wissen, dass wir uns keine Nachlässigkeiten erlauben dürfen."
Doch die Warnungen vor dem Team aus Udine muss der Mittelfeldspieler nicht erst im Mannschaftskreis verbreiten. Die Warnlampen sind bei jedem Werderaner an. "Jedes Team, das jetzt noch dabei ist, hat einiges vorzuweisen. Udine hat ja schon einiges gezeigt und zuletzt sogar Titelverteidiger St. Petersburg rausgeworfen", mahnt Per Mertesacker.
Entsprechend eingestellt wurden die Bremer von Cheftrainer Thomas Schaaf. "Die große Stärke von Udine ist das schnelle Umschalten nach Balleroberung in die Spitze. Dieses Konterspiel wollen wir aber gar nicht erst zulassen. Wir müssen den Gegner beschäftigen, sehr konzentriert und ballsicher agieren." Von seiner typischen offensiven Einstellung will Schaaf nicht abrücken. "Nein wir werden unser Spiel, unseren Stil durchziehen."
Werder hat dies bis jetzt nicht geschadet. Mit dem Werder-Stil kamen italienische Mannschaften noch nie richtig gut zurecht. Aus der Europapokal-Geschichte sind 13 Spiele überliefert, keines davon konnte ein italienisches Teams an der Weser gewinnen.
von Michael Rudolph und Christoph Muxfeldt