In der Winterpause wurde der 19-Jährige an den VfL Bochum ausgeliehen, wo dessen vorheriger Förderer aus der Junioren-Nationalmannschaft den Trainerposten ausfüllt. Heiko Herrlich trat die vakante Stelle am 27. Oktober 2009 beim Ruhrpott-Klub an, der nur zwei Tage zuvor unter Interims-Coach Frank Heinemann beim 1:4-Heimdebakel gegen Werder Bremen am vorläufigen negativen Höhepunkt einer grauenhaft begonnenen Saison angekommen war. Marcel Koller war zu dem Zeitpunkt bereits vier Wochen entlassen, der VfL drohte mit lediglich zwei Siegen aus zehn Spielen und damalig insgesamt acht Punkten in der Versenkung des Tabellenkellers zu versteifen. Bis Heiko Herrlich, ehemaliger Torschützenkönig, sich voller Eifer gleich bei seinem ersten Bundesliga-Engagement vor den angeknacksten Karren eines Abstiegskandidaten spannte. Eine höchst anspruchsvolle Aufgabe, doch Herrlich hat schon weitaus größere Probleme in seinem Leben gemeistert. Etwa, als er Anfang des Jahrtausends einen bösartigen Gehirntumor und den Krebs besiegte. Nun, neun Jahre später, wollte der heute 38-Jährige unbedingt das Angebot aus Bochum wahrnehmen. Dafür flog er extra nach München, direkt auf die Wohnzimmer-Couch von DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, um die Freigabe aus dem Amt des U 19-Trainers zu erbeten. Sammer ließ ihn ziehen.
Heute, gerade als sich der VfL-Tross in Richtung Bremen bewegte, hatte Werders Cheftrainer Thomas Schaaf auf dem Podium zu Werders Pressekonferenz Platz genommen und wusste über den morgigen Gegner zu rekapitulieren, dass dieser „bisher vielen Mannschaften das Leben sehr schwer gemacht hat.“ Zu erwähnen wären da solch ambitionierte Vertreter wie der FC Schalke (2:2), Bayer Leverkusen (1:1), der HSV (1:0) oder der VfB Stuttgart (1:1.). Kaum vorstellbar, wer die verunsicherten Bochumer zwischen Ende August und Ende Oktober sah. Zuvorderst ist dieser Verdienst dem Trainer anzurechnen, der, wie der Berliner 'Tagesspiegel' unlängst auflistete, „Demut und die Bereitschaft zu dienen“ verlangt, darauf pocht, sich für die Gemeinschaft aufzuopfern, stets hohe Ziele zu verfolgen und daran zu glauben, dass sie zu erreichen sind.
VfL sammelte fleißig Punkte, aber ist noch lange nicht gerettet