Hinten festes Mauerwerk und vorn ein gordischer Knoten

Faryd Mondragon ist mit seinen 38 Jahren noch immer absoluter Leistungsträger beim 1. FC Köln.
Profis
Donnerstag, 01.01.1970 / 01:00 Uhr

Dieter Müller war es, der wie selten jemand zuvor und danach Werder Bremen in nur 90 Minuten sportlich derart das Fürchten gelehrt hatte. Am Sonntag, 06.12.2009, um 15.30 Uhr, muss der 1. FC Köln wohl oder übel auf den großen Torjäger verzichten, wenn beide Mannschaften im RheinEnergyStadion bereits zum 79. Mal in der Bundesliga-Historie aufeinandertreffen.

 

Müllers Erben treffen nicht

 

Denn seine hoch dekorierte Karriere hat der heute 55-Jährige schon vor einer ganzen Weile beendet. Aktuell bekleidet Müller das Präsidentenamt bei Drittligist Kickers Offenbach. Am 19. August 1977 überwand er – im Dress des FC - Dieter Burdenski allein sechs (!) Mal bei der 2:7-Niederlage der Grün-Weißen am Rhein. Ein Rekord – wohl für die Ewigkeit. Müllers Erben von 2009 versuchen sich unermüdlich darin, einen Knoten von beinah gordischem Ausmaß zu lösen, der die eigene Offensive in dieser Saison noch hemmt. Nur sieben Tore gelangen den Rot-Weißen in 14 Saison-Spielen, kein Bundesliga-Kontrahent erzielte weniger Treffer. Und das, obwohl mit Milivoje Novakovic und dem in der Domstadt tief verehrten Rückkehrer Lukas Podolski ein Angriffs-Duo zur Verfügung steht, wonach sich so mancher Bundesligist die Finger lecken würde.

 

Allerdings erklimmen die Erwartungen – gerade jene an Podolski - in den Medien und bei den Fans dementsprechende Höhen. Werders Cheftrainer Thomas Schaaf nimmt den Nationalspieler in Schutz: „Wenn man Podolski hat, dann kann man ihn auswringen ohne Ende, ihn ins Fenster stellen und immer vorzeigen.“ Dennoch trägt der noch nicht überwundene Makel der gesamten Offensive entscheidend dazu bei, dass es die so frohen Mutes in die Saison gestarteten Domstädter derzeit bis auf Rang 14 hinabgespült hat. „Sie müssen punkten“, weiß Schaaf, „die Kölner haben bisher nicht die Ergebnisse geholt, wie gewünscht, ihre Fans nicht verwöhnt.“ Sein Kölner Trainerkollege Zvonimir Soldo präzisierte die sportliche Lage des 1. FC Köln auf der heutigen Pressekonferenz schonungslos: „Wir sind im Abstiegskampf.“

 

Sehr kompakt – eine der besten Defensiven wartet auf Werder

 

Außer den Problemen im Torabschluss drückt eine eklatante Misere im eigenen Stadion aufs Gemüt und Punktekonto. Vier Punkte aus sieben Partien stehen daheim zu Buche. „In dieser schweren Situation sind die erfahrenen Spieler in der Verantwortung“, verdeutlichte Soldo, der dies selbst über Jahre hinweg beim VfB Stuttgart mustergültig erfüllte. Sein vor wenigen Tagen erst ernannter Kapitän Petit traf im Interview mit dem Geißbock-Echo den Kern: „Unser Ziel muss es sein, das RheinEnergieStadion zu einer Festung zu machen. Das ist uns in letzter Zeit leider nicht so sehr gelungen, aber das wollen und müssen wir umbiegen. Egal gegen welchen Gegner.“ Wahrlich, gleich im persönlich ersten Trainer-Jahr in der Bundesliga gibt es angenehmere Aufgaben zu überstehen. In der vergangenen Saison führte der 42-jährige Soldo Dinamo Zagreb noch zum Double in Kroatien.

 

„Die Kritik ist sehr laut und es wird sehr viel geredet“, fasste Thomas Schaaf die Kölner Situation knapp zusammen, um direkt im eindringlichen Ton nachzuschieben: „Das interessiert mich alles nicht. Ich weiß, dass am Sonntag eine heiße Partie wartet, bei der uns eine engagierte Mannschaft gegenüberstehen wird.“ Unter anderem – neben der im Kölner Stadion immer imposanten Atmosphäre - auch eine der besten Defensiven der Bundesliga. Im Tor zeigt der kolumbianische Dinosaurier Faryd Mondragon (38 Lenze) vom ersten Spieltag an konstant gute Leistungen. Unmittelbar davor baut sich das feste Mauerwerk aus Geromel und Mohamad auf, in der gestalterischen Zentrale lenken Petit und Maniche. Als „sehr kompakt“ beschreibt Schaaf die Innenverteidigung und weist auf die „große Erfahrung“ der beiden Portugiesen hin. Zudem hat Lukas Podolski eine Gelbsperre abgesessen und Kevin Pezzoni nach einer Sprunggelenksverletzung das Training wieder aufgenommen. „Köln will unbedingt einen erfolgreichen Weg einschlagen, darauf müssen wir gefasst sein. Sie werden alles versuchen, um uns das Leben schwer zu machen“, erklärte Werders Cheftrainer.

 

Klaus Allofs: „Mein Optimismus ist ungebrochen“

 

Kölns Co-Trainer Michael Henke sagte: „Wir müssen davon überzeugt sein, dass wir einen Gegner, der zweifelsohne Qualität hat, zu Hause schlagen können.“ Eine Qualität, die Werder Bremen gegen Nacional Funchal vor allem auch in der Kaderbreite bewies. „Bis auf eine kleine Phase nach dem zwischenzeitlichen 2:1 haben wir eine recht sichere Partie gezeigt“, analysierte Thomas Schaaf. Aber: „Der ein oder andere konnte positive Dinge bestätigen, wiederum ist bei dem einem oder anderen noch mehr Praxis nötig.“

 

Aktiv warb Torwart Sebastian Mielitz für sich. „Ein bisschen zu aktiv vielleicht“ sah ihn sein Cheftrainer in der Verursachung des Fouls, das den Freistoss zum Anschlusstreffer Funchals einleitete und war trotzdem voll des Lobes: „Ich finde es gut, dass er die Dinge selbst in die Hand nimmt und sich nicht etwa auf der Linie versteckt. Ich war sehr zufrieden mit ihm.“ Im Falle, dass Tim Wiese den grippalen Infekt bis Sonntag nicht auskurieren kann, darf Mielitz wieder seinen gehörigen Teil dazu beitragen, damit sich Werders Fabel-Serie weiter ausbauen lässt. Geschäftsführer Klaus Allofs‘ Optimismus jedenfalls „ist ungebrochen. Ich hoffe, dass wir die Serie fortsetzen und das nicht nur Unentschieden dabei herauskommen.“ Es warten bis zur kurzen Winterpause allerdings noch vier nationale und internationale Kontrahenten, die alle nur auf das Eine lauern. „Jede Serie geht irgendwann zu Ende. Ich hoffe, dass es am Sonntag soweit ist“, sprach Zvonimir Soldo und schmunzelte dabei. „Mit viel Engagement und Disziplin werden wir unsere Chancen bekommen.“

 

von Maximilian Hendel

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