Werder vor Reifeprüfung in Mainz

Daumen hoch für drei Auswärtspunkte, Werder will sich auch in den "anderen" Spielen beweisen.
Profis
Donnerstag, 01.01.1970 / 01:00 Uhr

Werders Gastspiel beim 1. FSV Mainz 05 könnte eine Prüfung werden. Getestet wird die Reife des Tabellenführers, das Auftreten bei Teams aus den unteren Tabellenregionen. Das Reifezeugnis würde, Bestehen vorausgesetzt, in Form von drei Bundesligapunkten feierlich am Freitagabend gegen 22.20 Uhr im Mainzer Stadion am Bruchweg ausgestellt. Als angemessene Feier-Gesellschaft reisen 2.500 Werder-Fans nach Mainz. Werders Geschäftsführer Klaus Allofs hat keine Zweifel, dass die Mannschaft mit der Prüfungssituation fertig wird: "Wir sind sehr sicher, dass die Mannschaft diese nächste Stufe erklommen hat, mit der Aufgabe umgehen und sie souverän bewältigen kann." Wieder schaut Werder also auf sich. Wichtig ist nur, wie man selbst die Aufgabe angeht – die Kräfteverhältnisse in der Liga betrachtet Allofs ganz unaufgeregt: "Nun werden wir mal gejagt. Aber die Situation ist ja nicht neu. Spiele gegen Werder sind keine normalen Spiele mehr. Gegen uns anzutreten, ist für viele Mannschaften ein Feiertag."

 

Die Mainzer möchten diesen Feiertag gern zur Trendwende nutzen. Der Saisonstart war ihnen recht gut gelungen, einem Heimsieg zum Auftakt gegen Bochum folgten Punktgewinne in Dortmund und gegen Frankfurt. Doch genau genommen haben sie seit dem 2:1 im ersten Spiel keine weitere Partie gewonnen, sieben Mal in Folge also. Zuletzt gegen Aachen und in Bielefeld wurde sogar verloren. "Im Abstiegskampf haben wir Erfahrung", sagt der Mainzer Trainer Jürgen Klopp, der aber nachschiebt: "Ich habe vor der Saison den Fehler gemacht, den Klassenerhalt nicht als Saisonziel auszugeben. Das habe ich in den zwei Jahren zuvor auch nicht getan, aber da war es sowieso jedem klar." Der FSV, nach einigen vergeblichen Versuchen 2004 in die Bundesliga aufgestiegen, hatte die ersten beiden Saisons jeweils auf einem starken 11. Rang beendet. Das würdigt Werder-Cheftrainer Thomas Schaaf: "Sie haben ihre Position in der Liga gefunden und konnten in den letzten Jahren auf sich aufmerksam machen." Zum Beispiel mit einem 2:1 in ihrem 8. Bundesligaspiel gegen Werder und mit einem 0:0 in Bremen in der Rückrunde der Saison 2004/2005.

 

Im vergangenen Jahr unterlagen die selbsternannten "Spaßfußballer" aus Rheinland-Pfalz aber zwei Mal klar dem Vizemeister: 0:2 und 2:4. Das letztgenannte Spiel im Weser-Stadion hatte einen besonderen Protagonisten: Noch bevor eine Minute gespielt war, hatte Mohamed Zidan für die Gäste getroffen, ausgerechnet der Leihspieler von Werder. Heute steht er wieder im Kader des Tabellenführers, doch in Mainz weint man ihm mehr als eine Träne nach: "Für ihn ist bei uns immer ein Platz frei", sagt stellvertretend FSV-Manager Christian Heidel. Doch der kleine Ägypter, der für Mainz neun Tore schoss, will sich in Bremen durchbeißen, vielleicht schon am Freitag. Thomas Schaaf ist sich sicher: "Er fühlt sich in Bremen wohl. Und wenn er für Bremen in Mainz zum Einsatz kommt, wird er sich auch wohl fühlen."

 

Neben Zidan mussten die 05er auch die Abgänge von Niclas (unbekannt) und Dennis Weiland (Braunschweig), Benjamin Auer (Bochum), Tom Geißler (Aue), Tamas Bodog (Karriereende) und Mathias Abel (Schalke) kompensieren. Mit Michael Thurk, der sich spät für Eintracht Frankfurt entschied, und Antonio da Silva, der nach Stuttgart ging, fielen fast alle Stützen in der Offensive weg. Klopp und Heidel holten dafür Edu aus Bochum, Imre Szabics aus Köln und Mimoun Azaouagh aus Schalke, Spieler wie Tobias Damm und Fatmir Pupalovic rückten aus der Jugend auf. Mittelfeld und Abwehr wurden zudem mit Ralph Gunesch (St. Pauli), Du-Ri Cha (Frankfurt), Markus Feulner (Köln) und Bakary Diakité (Wehen) aufgewertet. 7:11 Tore hat das neue Team bisher verbucht, mit sieben Punkten steht Mainz auf Platz 15.

 

Thomas Schaaf betrachtet diese Bilanz nüchtern: "Die Mainzer spielen nun mal meist gegen den Abstieg, mal sind sie in einer besseren, mal in einer etwas schwierigeren Situation." Dennoch geht von der Konstellation auch eine Gefahr aus: "Auf uns freuen sie sich, da können sie sich beweisen, vielleicht sogar frei spielen. Sie werden alles ins Rennen werfen, jetzt erst recht alles versuchen." Was Mainz noch zu bieten hat, zählt er präzise auf: "Die Tugenden Kampf, Einsatz und Bereitschaft, aber auch fußballerisch einiges, das sich in den letzten Jahren entwickelt hat." Seiner Mannschaft will Schaaf vermitteln, dass sie sich konzentriert wie gegen die Bayern, Mainz ernst nimmt wie die Bayern und wie gegen die Bayern die grün-weißen Qualitäten durchsetzt, und zwar "wieder gleich von Anfang an". Spiele gegen Teams wie Bochum und Mainz nennt Schaaf die "anderen Spiele". Doch er weiß genau, dass gerade in diesen Prüfungen die wichtigen Reifezeugnisse erreicht werden können.

 

von Enrico Bach

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